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1.1 Entwicklung von Internet und Intranet

 

Intranets, also private Datennetze, die auf der Technologie des Internets basieren, werden als eine wichtige Neuerung im EDV-Bereich eines Unternehmens angesehen. Noch vor kurzem wurde das Internet als High-Tech-Spielzeug von Wissenschaftsfreaks belächelt. Zunehmend aber setzt sich die Erkenntnis durch, daß die firmenbezogene Anwendung von Verfahren wie World Wide Web, eMail und FTP, ein nicht zu unterschätzender Faktor ist.

Die Ursprünge der Datenkommunikationsnetze liegen in militärischen Forschungsprojekten vor mehr als 35 Jahren. Ende der 50er Jahre wurde ein Konzept für ein Überwachungsnetzwerk für ein militärisches Kommando entwickelt, das selbst bei Zerstörung von Teilen der Infrastruktur noch funktionstüchtig sein sollte. Eine weitere Forderung war die Dezentralisierung der Kommunikation, so daß auch im ungünstigsten Fall[*] noch Informationen und Befehle ausgetauscht werden könnten. Mit diesen Zielsetzungen entstand in den darauffolgenden Jahren das Kommunikationsprotokoll TCP/IP[*] , auf dem heute das Internet aufbaut.

Als Reaktion auf den sowjetischen ,,Sputnik-Schreck`` gründete die US-Regierung 1957 die Advanced Research Projects Agency, kurz ARPA  , zur Entwicklung neuer, innovativer Technologien, um dem angeschlagenen High-Tech-Image wieder auf die Sprünge zu helfen. Unter anderem bestand die Aufgabe darin, Methoden zur zuverlässigen Datenübertragung zu untersuchen, die für den militärischen Bereich auch sicher genug wären. Aus dieser Forschungstätigkeit entstand ein sogenanntes paketorientiertes Übertragungsverfahren, bei dem jede zu sendende Information in Datenblöcke aufgeteilt, mit Sende- und Empfangsadresse, sowie einer Sequenznummer versehen wurde. Für die Auswahl der Übertragungsstrecke waren sogenannte Router  zuständig. Aufgrund der Sequenznummern konnte der Empfänger aus den Fragmenten die ursprüngliche Information rekonstruieren und eventuell verlorengegangene Pakete beim Sender neu anfordern. Die Vorteile dieser neuen Methode lagen in der Ausfallsicherheit und einer geringeren Störanfälligkeit beim Informationsaustausch. Im Jahre 1969 wurde das erste solche ArpaNet in Betrieb genommen. Spezielle Hardware-Controller dienten als Verbindung der jeweiligen Computeranlagen mit der Telefonleitung, die als Übertragungsmedium diente. Der Zusammenschluß dieser und dreier weiterer Entwicklungen führte 1977 auf Basis des einheitlichen TCP/IP-Protokolls in einem Projekt gleichen Namens zum ersten funktionsfähigen Internet. In den darauffolgenden Jahren bis heute wird intensiv an der Bereitstellung leistungsfähiger Backbone-Netze[*] gearbeitet, da mit zunehmender Verbreitung des Internets auch das Datenvolumen stark ansteigt und neue Dienste (Audio- und Video) immer mehr Übertragungsbandbreite erfordern.

Ein weiterer Einfluß auf das Internet hatte und hat das 1969 in den Bell Laboratories von AT&T entwickelte Betriebssystem Unix, das für den gleichzeitigen Betrieb mehrerer Programme unterschiedlicher Benutzer ausgelegt ist. Da auch ein Datenaustausch zwischen einzelnen Anlagen vorgesehen war und ein großer Teil der Forschung (mit staatlicher Hilfe) an den Universitäten stattfand[*], hielt das TCP/IP-Protokoll Einzug in die Unix-Variante der Univerity of California in Berkley und ist heute ein wesentliches Element der verschiedenen Unix-Derivate. Auf diese Weise wurde die Verbreitung der dem Internet zugrunde liegenden Techniken zusätzlich unterstützt. Umgekehrt basiert ein überwiegender Teil der Service-Dienste im Internet auf diesem Betriebssystem, da auch einige wichtige Sicherheitskonzepte verwirklicht sind.

Den Boom letztendlich ausgelöst hat ein Projekt des Europäischen Zentrums für Hochenergiephysik (CERN)  im schweizerischen Genf. Dieses als World Wide Web bezeichnete Hypertext-System kombiniert auf einfache Weise Text und Bilder mit Hilfe des HTTP[*]- Protokolls, das die Möglichkeit von Querverweisen (sogenannte Hyperlinks) bietet, also die Vernetzung von Dokumenten untereinander, auch wenn sie sich auf verschiedenen Rechnern befinden. Durch den Vertrieb als Public Domain, d.h. gebührenfreie Software, über das Internet, wurden viele Organisationen und Einzelpersonen zu eigenen Innovationen ermuntert: eigene Web-Browser (Programme zur Darstellung von Web-Dokumenten), Unterstützung zusätzlicher Hardware-Plattformen und die Entwicklung neuer Funktionen wurden geschaffen.

Fehlende zentrale Steuerung und Planung des Internets sind auch ein Grund für das explosionsartige Wachstum der letzten Jahre. Eine nicht kontrollierbare, der Evolution vergleichbare Entwicklung von Applikationen und Kommunikationsprotokollen sorgt dafür, daß diese Verfahren den kommerziell entwickelten Technologien oft weit überlegen sind. Dies wirkt sich natürlich auch auf das Gebiet der lokalen Datennetze aus, lange eine Domäne proprietärer Systeme wie Novell Netware oder Appletalk, wo der Einsatz von Internet-Servicediensten statt herstellerspezifischer Lösungen oft kostengünstiger und einfacher zu realisieren ist.

Besonders Unternehmen profitieren von diesem Trend. Es gehört mittlerweile zum guten Ton, in der Werbung und auf Visitenkarten auch eine eMail-Adresse oder den URL[*] der Homepage mit anzugeben, die Präsenz im Web wird als Verkaufsargument gewertet. Hat eine Firma aber erst einmal die Vorzüge erkannt, dann wird sie diese vielleicht auch auf den Unternehmensbereich anwenden und den Mitarbeitern für den internen Betrieb zur Verfügung stellen wollen. Aus diesen Überlegungen heraus entstand etwa 1996 der Begriff Intranet : der Einsatz des Internets und seiner Protokolle, um Geschäftsprozesse, ,,die auch Geschäftspartner und Kunden mit einbeziehen sollen, zu verändern oder völlig neu zu definieren``[*]: es entwickeln sich nun Möglichkeiten, die bislang nicht oder nur umständlich zu realisieren waren.

Die Zukunft wird in der Entwicklung noch leistungsfähigerer Netzwerk-Komponenten für Sprach- und Bildübertragung liegen. Dadurch werden Internet und Intranet auch mit den klassischen Kommunikationsmedien, wie Telefon oder Telefax konkurrieren. Auch wird sich durch Videokonferenzen das Geschäftsleben zunehmend globalisieren: bei der Bildung und Koordination von Arbeitsgruppen ist der räumliche und der zeitliche Aspekt nicht mehr ausschlaggebend. Die einzelnen Teammitglieder können sich weit verstreut aufhalten und trotzdem miteinander arbeiten. Bei der Geschwindigkeit, mit der das Internet sich heute entwickelt, ist es allerdings schwierig, weitere Entwicklungen abzusehen. Bei ausreichender Beteiligung an der Forschung wird ausreichend Dynamik vorhanden sein, um neue Technologien einzuführen und bestehende zu verbessern.


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10/6/1997